Das Jugendamt im Spiegel der Medien. Hilfen und Hinweise im Umgang mit Medien/Krisenmanagement

Aktuelle Beiträge zur Kinder- und Jugendhilfe
Band: 
72
Jahr: 
2009
Seiten: 
130
ISBN: 
978-3-931418-79-3
Inhalt: 

"Interessant und medienwirksam sind, wie wir alle wissen, überwiegend die "bad news", nicht die "good news".

Themen wie Kindesmisshandlung und -vernachlässigung stehen dabei weit oben. Das Spannungsverhältnis zwischen wehr- und hilflosen Kleinkindern als Opfern und Müttern, Vätern und anderen nahen Verwandten als Tätern gehört zum "klassischen Repertoire", ist nicht nur Gegenstand von Darstellungen auf der Bühne und in der Literatur, sondern auch immer wieder Gegenstand aktueller Nachrichten, weil es sich um zentrale Dimensionen menschlicher Existenz handelt, der Unterscheidung von Gut und Böse, von Täter und Opfer, von Schuld und Unschuld und Emotionen freisetzt.

In dieser hoch aufgeladenen Dramatik müssen zwangsläufig immer auch Jugendämter und ihre Fachkräfte Rollen übernehmen. Die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Kompetenz der Jugendämter - von den Medien "gepusht" - sind, wie Sie aus der Praxis noch besser wissen als ich, sehr hoch, höher als die Erwartungen an Polizei und Ärzte. Dementsprechend erfolgen die Verurteilungen bzw. Vorverurteilungen. (…)

Jugendämter sind daher gut beraten, nicht nur nach innen für eine notwendige Qualifizierung ihrer Kinderschutzarbeit zu sorgen. (…) Ebenso notwendig ist aber auch nach außen eine qualifizierte Öffentlichkeitsarbeit der Jugendämter, die einer allgemeinen Öffentlichkeit vermittelt, welche Aufgaben und Kompetenzen Jugendämter haben, aber auch, wo ihre rechtlichen, fachlichen und persönlich-menschlichen Grenzen liegen."

(aus dem Beitrag von Ministerialrat Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Wiesner, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin)

Im Hinblick darauf stellen sich für die praktische Arbeit der Jugendämter viele Fragen, die im Verlauf der Tagung diskutiert und in dieser Dokumentation festgehalten wurden:

Wie kann sich Jugendhilfe auf verstärktes "mediales Interesse" einstellen, wie kann sie souverän darauf reagieren und selbstbewusst(er) damit umgehen? Wo sind Grenzen gesetzt, wo werden Krisen medial inszeniert, wo wird bewusst skandalisiert?
Was ist, wenn ein Krisenfall eintritt und wie verhalte ich mich dann in der Kommunikation nach innen und außen? Wie unterstützt die Leitungsebene die Kolleg/innen "nach innen"?
Wer informiert wen wann amtsintern? Gibt es einen "Plan", wie amtsintern die Kolleg/innen von der Leitungsebene informiert werden (und ggf. umgekehrt), wenn Krisensituationen eintreten? Notwendig sind Regeln oder Standards für die Kommunikation (zuerst) nach innen und (dann) nach außen.
Wie weit ist der Bereich "Öffentlichkeitsarbeit" in der Jugendhilfe überhaupt entwickelt? Gibt es in Jugendämtern Verfahrensweisen, wie kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit gemacht wird (bzw. werden sollte)? Wie wird Kontakt mit der Presse gehalten? Was ist geeignet, um gute Pressearbeit unabhängig von Krisen "hinzukriegen"? Brauchen Mitarbeiter/innen in Jugendämtern Fortbildung im Bereich "Öffentlichkeitsarbeit?

Aus dem Inhalt

Vorwort:
KERSTIN LANDUA, Leiterin der Arbeitsgruppe Fachtagungen Jugendhilfe im Deutschen Institut für Urbanistik, Berlin
 
Eröffnung:
MINISTERIALRAT PROF. DR. DR. H.C. REINHARD WIESNER, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin
 
Schlechte Presse? Was passiert, wenn "es" passiert?
DR. MARIA KURZ-ADAM, Leiterin des Jugendamtes München
 
Das Jugendamt aus Sicht der Medien - Kommunikation in kritischen Situationen
- Was erwarten Medienvertreter/innen von der Jugendhilfe?
- Wie kann Kommunikation in der Zusammenarbeit gelingen oder misslingen?
MICHAEL KONKEN, Dozent an der Universität Vechta/Freier Journalist, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, Berlin
 
Kindesmisshandlung und Kindesvernachlässigung - wie geht die Polizei vor? Bericht aus der Praxis, auch in der Zusammenarbeit mit Jugendämtern
GINA GRAICHEN, Erste Kriminalhauptkommissarin, LKA 125 - Delikte an Schutzbefohlenen, Landeskriminalamt Berlin
 
Best case - worst case?! Zu guter Arbeit gehört auch gute Öffentlichkeitsarbeit
Podiumsdiskussion mit:
GINA GRAICHEN, Landeskriminalamt Berlin, MICHAEL KONKEN, Journalist, Berlin, DR. MARIA KURZ-ADAM, Jugendamt München, JENS SCHELLHASS, Journalist, Bremen, CORNELIA SCHEPLITZ, Jugendamt Frankfurt/Oder, BERNHARD SCHODROWSKI, Berliner Polizei
 
Das Jugendamt im Spiegel der Medien. Aktuelle Forschungsergebnisse
SONJA ENDERS, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Fachbereich Erziehungswissenschaften, Universität Koblenz-Landau
 
Öffentlichkeitsarbeit ist ein Führungsthema an jedem Tag. Statements aus der kommunalen Praxis

Eine fachliche Retrospektive: Fallverständnis und Fallentwicklung nach Abzug der "Sensationskarawane"
DR. PETER MARQUARD, Leiter des Amtes für Soziale Dienste Bremen
Gestaltung amtsinterner Informationswege und Regelungsbedarfe (Standards) bis hin zu einem Notfallplan im Akutfall
PETRA DANIELA HÖRNER, Abteilungsleiterin Förderung freier Träger, Entgeltfinanzierung und Pressearbeit, Jugendamt Stuttgart
Umgang mit Medienvertretern zwischen Ergebnisvermittlung und Fehleranalyse
ANSELM BRÖßKAMP, Leiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes, Kreis Plön
Öffentlichkeitsarbeit bei besonderen Vorkommnissen im Jugendamt Leipzig
DR. SIEGFRIED HALLER, Leiter des Stadtjugendamtes Leipzig

 
Das selbstbewusste und verantwortungsvolle Jugendamt, "seine" Psychologie und der Umgang mit öffentlichem Druck

Erfahrungen eines Jugendamtsleiters
THOMAS KRÜTZBERG, Leiter des Jugendamtes Duisburg
Vermeidung von Konfrontation zwischen Jugendämtern und Medien
MANFRED KARREMANN, Dipl.-Sozialpädagoge, Autor, Dokumentarfilmer und Referent bei der kriminalpolizeilichen Spezialausbildung des Bundeskriminalamtes, Friedrichshafen

 
Literaturhinweise